Vom Hotelfachmann zum Web Developer
Der Hotelangestellte Jakob Levin Stürzenbaum verliert durch die Pandemie seinen Job. Das hat auch etwas Gutes an sich: Er wagt es, sich beruflich umzuorientieren und seinen Weg zum Web Developer zu beschreiten. Eine waff Förderung macht es möglich.
Acht Jahre lang nennt Jakob Levin Stürzenbaum ein renommiertes Hotel in der Wiener Innenstadt sein berufliches Zuhause. Mit 16 Jahren fängt er dort seine Lehre als Hotelfachmann an. Nach einem kurzen Zwischenstopp als Zivildiener bei der Rettung, kehrt er dorthin zurück. „Ich hatte Glück, dass zu der Zeit eine Stelle frei wurde“, erzählt er. Diesmal ist er im Event- und Veranstaltungsbereich des Hotels tätig. Der Job gefällt dem heute 24-Jährigen, er ist glücklich mit seiner Berufswahl. Doch dann kommt die Pandemie. Die Coronakrise stellt Stürzenbaums Leben, so wie das vieler anderer auch, auf den Kopf.
„Mit Anfang 2020 wurde es immer ruhiger im Hotel, wir hatten laufend weniger Gäste. Im März kam schließlich der Lockdown“, erinnert sich Stürzenbaum zurück. Das Hotel schließt damit vorerst seine Pforten – bis zum Sommer werden sie noch geschlossen bleiben. Die MitarbeiterInnen werden auf Kurzarbeit gestellt. „Ich war auf zehn Prozent heruntergesetzt. Alle zwei Wochen musste ich dafür nur acht Stunden lang arbeiten“, erzählt der gebürtige Wiener.
Ich wusste gar nicht, was noch alles für mich möglich ist
Jakob Levi Stürzenbaum, 24, wird Web Developer
Es beginnt eine schwere Zeit für den 24-Jährigen. Er ist es nicht gewohnt, so viel Freizeit zu haben. „Man konnte in der Zeit schließlich auch nichts unternehmen“, sagt er. Hinzu kommen finanzielle Sorgen, Zukunftsängste und viel Ungewissheit. „Durch die Kurzarbeit habe ich deutlich weniger verdient und teilweise schon auf meine Rücklagen zurückgreifen müssen.“ Zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn stellt sich Stürzenbaum ernsthaft die Frage: Was könnte ich sonst noch machen?
Einen Aha-Moment hat er bei einer Info-Veranstaltung des waff in Kooperation mit der Gewerkschaft vida Anfang Sommer 2020. „Ich wusste vorher gar nicht, was alles überhaupt möglich ist.“ Die Veranstaltung öffnet ihm die Augen. Stürzenbaum beschließt eine Ausbildung als „Web Developer“ zu beginnen. „Mich hat die IT schon immer interessiert. Außerdem ist das eine sehr gefragte Branche“, erklärt er.
Mit dem waff zum Web Developer
5.000 Euro kostet die Ausbildung, 4.000 davon werden ihm davon im Rahmen vom „Digi Winner“ vom waff finanziert. „Dafür bin ich wirklich dankbar, denn sonst hätte ich mir die Ausbildung nur sehr schwer leisten können“, hält er fest. Im September beginnt Jakob seinen Weg zum Web Developer. Kurz darauf schließt das Hotel, nach einer kurzen Phase des Normalbetriebs, seine Pforten vorerst für immer. Die MitarbeiterInnen verlieren ihre Jobs endgültig. Mit Ende des Jahres laufen auch die letzten Kündigungsfristen aus.
„Umso froher war ich, dass ich meine Ausbildung hatte“, betont Stürzenbaum. „Auch weil ich sonst in der ganzen Zeit zu Hause wahnsinnig geworden wäre. Das hat mir Halt gegeben“. Seit kurzem ist er fertig mit seiner Ausbildung zum „Web Developer“. Programmieren, Websites erstellen und aufbauen – das und noch mehr hat er in den Kursen, die online abgehalten wurden, gelernt. „Am besten hat mir gefallen, dass wir während der Zeit jeweils unser eigenes großes Projekt umsetzen konnten“, so Stürzenbaum.
Rückblickend ist Stürzenbaum froh, das Beste aus dieser schlimmen Zeit gemacht zu haben. „Ich glaube, ohne Pandemie hätte ich mich das nie getraut. Es ist doch eine große Hemmschwelle davor, sich beruflich umzuorientieren“, sagt er.
In den nächsten Monaten möchte der frische gebackene Web Developer sich noch weiter entwickeln und weitere Aus- und Weiterbildungen in dem Bereich machen, um sein Wissen in seinem neuen Standbein zu vertiefen. Und die Hotellerie? „Die möchte ich nicht ganz abschreiben. Mir hat die Arbeit eigentlich auch immer Spaß gemacht. Wer weiß, vielleicht lässt sich beides einfach kombinieren.“