Der Quereinstieg in die Elementarpädagogik

Best Practice

Um Menschen für Mangelberufe zu mobilisieren und Fachkräftelücken zu schließen, bietet sich der berufliche Quereinstieg als Hebel an. Gerade in Sektoren wie dem Gesundheitswesen oder der Pädagogik und im Besonderen der Elementarpädagogik besteht akuter Bedarf, Engpässe in der Personalplanung zu mildern und Personal zu entlasten. Die Vorerfahrung von Quereinsteigenden kann allerdings auch insofern eine Ressource für die Zielbranche darstellen, als sie zur Erweiterung des fachlichen Blickwinkels beitragen kann.

Für viele stellt die Elementarpädagogik einen attraktiven zweiten Bildungsweg dar.

Zweiter Bildungsweg in der Elementarpädagogik

In der Fachkräfteengpassbewertung des Fachkräftebarometers wird der Beruf Erzieher*in mit 1.106 offenen Stellen im zweiten Quartal 2023 als Beruf mit dem stärksten Fachkräfteengpass in Wien ausgewiesen. Dieser Fachkräftebedarf gründet unter anderem auf einer Mehrfachbelastung in der Elementarpädagogik: Die verstärkte Zuwanderung von Personen mit Kindern und eine erhöhte Personalfluktuation sorgen zusammen mit den zunehmenden Pensionierungen von Elementarpädagog*innen der Babyboomer-Generation für einen stark gestiegenen Bedarf an Betreuungspersonal in diesem Bereich.

Der Quereinstieg in die Elementarpädagogik bietet sich also als Entlastungsmöglichkeit an. Der Einstieg in den reglementierten Beruf Elementarpädagog*in ist im Rahmen des zweiten Bildungswegs aber erwartungsgemäß an bestimmte Anstellungserfordernisse gebunden. Dazu gehört jedenfalls der erfolgreiche Abschluss einer entsprechenden Ausbildung. Die Stadt Wien bietet bereits seit einigen Jahren Qualifizierungsmaßnahmen an, die den Einstieg in die Elementarpädagogik im zweiten Bildungsweg ermöglichen.

(Qualifizierungs-)Maßnahmen für den Quereinstieg in die Elementarpädagogik

Ein von der Stadt Wien gemeinsam mit dem AMS an der BAfEP 21 umgesetztes Modell ist das Kolleg CHANGE. Dieses richtet sich an Personen mit Berufsreifeprüfung, Matura oder Studienberechtigungsprüfung, die eine Ausbildung zur Elementarpädagogik in fünf Semestern absolvieren möchten. Teilnehmende erhalten während des ersten Ausbildungsjahres das Wiener Ausbildungsgeld und sind ab dem zweiten Ausbildungsjahr bei der Stadt Wien angestellt.

Auch über die von waff und AMS Wien gemeinsam mit Wiener Unternehmen umgesetzte Initiative Jobs PLUS Ausbildung wird ein viersemestriges Qualifizierungsprogramm für Elementarpädagogik an der BAfEP 8 und der BAfEP 10 angeboten. Dieses richtet sich an arbeitslose bzw. arbeitssuchende Wiener*innen mit Matura, Berufsreifeprüfung oder Studienberechtigungsprüfung und geht mit einer Diplomprüfung sowie einer Jobgarantie einher.

Für Personen, die bereits über einen akademischen Abschluss auf Bachelorniveau verfügen, bietet die Pädagogische Hochschule Wien den zweijährigen Hochschullehrgang Quereinstieg Elementarpädagogik an. Auch das zweijährige Fellow-Programm Teach For Austria richtet sich an Quereinsteiger*innen mit akademischem Abschluss.

Für Beispiele außerhalb Wiens ist etwa das Projekt Elementar+ an der Uni Graz erwähnenswert. Dieses ermöglicht vor allem bereits beschäftigten Assistenzkräften oder gruppenführenden Pädagog*innen, aber auch Quereinsteiger*innen die Aufschulung zum*r Elementarpädagog*in. Die Ausbildung erfolgt in Form eines hybriden Lernmodells mit überwiegend online stattfindendem Unterricht. Damit wird den Teilnehmenden die Ausübung  ihrer Tätigkeit parallel zur Ausbildung ermöglicht.

Auch auf Bundesebene gibt es Bestrebungen, den Quereinstieg zu erleichtern. Die jüngsten Vorhaben der Bundesregierung inkludieren etwa eine Erweiterung des Quereinstiegsprogramms KLASSE JOB um den Beruf der Elementarpädagog*in.

Die genannten Maßnahmen sind nur einige wenige Beispiele für Initiativen, die mittels Quereinstieg den akuten Personalbedarf in der Elementarpädagogik zu decken anstreben. Hinzu kommen Qualifizierungsmaßnahmen wie etwa jene privater Bildungsträger.