Auswirkungen der Ökologisierung auf den Wiener Arbeitsmarkt

Hintergrundwissen

Das Klimaschutzziel der Klimaneutralität bis 2040 wird große Auswirkungen auf den Wiener Arbeitsmarkt haben. Auch die damit im Zusammenhang stehenden Vorhaben in den Bereichen Klimawandelanpassung und Kreislaufwirtschaft setzen ausreichend unternehmerische Aktivität und entsprechend ausgebildete Arbeitskräfte voraus. Welche Effekte die Ökologisierung auf den Gesamtarbeitsmarkt hat und welche Green Jobs besonders gefragt sind, wird im Folgenden skizziert.

Ökologisierung als Chance

Neue Entwicklungen und Maßnahmen in den Bereichen Klimaschutz, Klimawandelanpassung und Kreislaufwirtschaft lassen ein hohes Beschäftigungswachstum erwarten, besonders in den Berufsgruppen der Energie-, Bau-, und Abfallbranche. Diesem Wachstum steht zwar ein Beschäftigungsrückgang in jenen Branchen gegenüber, die von fossilen Energieträgern abhängig sind. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Jobgewinne die Jobverluste am Wiener Arbeitsmarkt übersteigen werden. Mit der sozial-ökologischen Transformation entstehen also entscheidende Impulse für den Wiener Arbeitsmarkt, die es zu nutzen gilt.

Arbeitskräfte für den Klimaschutz

Der Verkehrssektor ist der größte Emittent leitzielrelevanter Treibhausgase. Hier werden Ausbau und Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel und der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu einem Anstieg des Arbeits- und Fachkräftebedarfs (von z. B. Fahrzeugführer*innen) führen. Ein höherer Anteil der aktiven Mobilität wird überdies weitere Beschäftigungspotenziale eröffnen, etwa für die Stadtplanung und den Tiefbau durch den Ausbau der Radinfrastruktur und die Errichtung verkehrsberuhigter Zonen.

Im Energiesektor lautet die Devise „Raus aus den Fossilen und rein in die Erneuerbaren“. Zwei Projekte der Stadt Wien sind dafür maßgebend: die Sonnenstrom-Offensive und Raus aus Gas. In beiden Vorhaben spielen Fachkräfte mit Lehrausbildung eine zentrale Rolle: Für die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen sind vorrangig Elektriker*innen gefragt, während für die Heizungsumrüstung in erster Line Installateur*innen benötigt werden. Hinzu kommt der Bedarf an Fachkräften der Baulehrberufe, wie Hochbau und Malerei, die für die Gebäudesanierung gebraucht werden. Nähere Informationen dazu bietet der Blogartikel Raus aus Gas – Arbeitskräfte für die Energiewende.

Klimawandelanpassung zusammen mit Klimaschutz denken

Die thermische Sanierung von Gebäuden senkt nicht nur den Heizenergiebedarf, sie führt auch zu ausgeglicheren Temperaturen während der häufiger werdenden Hitzewellen. Dieses Beispiel zeigt, in welcher Weise die Reduktion von Treibhausemmissionen (Klimaschutz) und Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels (Klimawandelanpassung) Hand in Hand gehen. Auch der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und eine weitere Attraktivierung aktiver Mobilität (Klimaschutz) eröffnen Möglichkeiten, die frei werdenden Flächen durch Begrünung zu kühlen (Klimawandelanpassung). Neben Fachkräften des Bau- und Verkehrssektors sind für eine umfassende Klimawandelanpassung auch Fachkräfte der Wasserwirtschaft, des Gartenbaus, der Forst- und Landwirtschaft, des Gesundheits- und Pflegesektors sowie Bildungssektors unentbehrlich.

Der Arbeitsmarkt in der Kreislaufwirtschaft

Das Europäische Parlament prognostiziert bis zum Jahr 2030 einen Zuwachs an insgesamt 700.000 neuen Arbeitsplätzen, welche aufgrund der Neugestaltung hin zu einer kreislaufbasierten Wirtschaft in der Europäischen Union entstehen könnten. Auch laut einer Befragung durch FORBA rechnen 79 Prozent der befragten Expert*innen mit einem Beschäftigungswachstum am Wiener Arbeitsmarkt, das sich aufgrund der Transformation zur Kreislaufwirtschaft ergeben soll. Die Qualifikationsanforderungen an Beschäftigte in diesem Bereich sind sehr heterogen, denn die Aufgaben reichen von einfachen Reparaturtätigkeiten bis hin zu hochspezialisierten Arbeiten an der Entwicklung komplexer Produkte und Verfahren. Das größte Beschäftigungspotenzial wird der Abfallwirtschaft und dem Reparatursektor zugesprochen. Weitere von der Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft betroffene Bereiche sind beispielsweise die Bauwirtschaft, der Mobilitätssektor und die Verpackungsindustrie.

Ökologisierung erfordert bildungs- und arbeitsmarktpolitische Aktionen

Der Bedarf an Arbeitskräften in den dargelegten Bereichen kann als große Chance für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Wien verstanden werden. Um dieses Wachstum an klimarelevanten Jobs jedoch zu realisieren, sind große Anstrengungen aller (öffentlichen wie auch privaten) Beteiligten und eine breite Palette an unterschiedlichen Lösungsbeiträgen erforderlich.

Klimaschutz

Klimaschutz bedeutet eine starke Reduktion der Treibhausgasemissionen, welche für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich sind.

Klimawandelanpassung

Unter Klimawandelanpassung versteht man Maßnahmen, welche die gegenwärtigen Auswirkungen des Klimawandels erträglicher machen und Schäden in Zukunft vermeiden.

Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft ist im Gegensatz zur vorherrschenden linearen Wirtschaft „ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden“ (Europäisches Parlament).