Arbeitsmarktpolitische Instrumente für den sozialen und ökologischen Umbau

13. Dezember 2023
Personen im Sesselkreis bei einem Workshop
(c) Fiona de Fontana

Das Erreichen von Klimazielen kann nur gelingen, wenn es genügend und ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte gibt. Doch bei welchen Personengruppen liegt das größte Potenzial für klimafreundliche Beschäftigung in Wien? Und durch welche Initiativen werden diese dabei unterstützt, ihre beruflichen Entwicklungschancen im Bereich der Ökologisierung besser nutzen zu können? Zu diesem Thema hat das Fachkräftezentrum zusammen mit der Aufleb GmbH im Rahmen einer Veranstaltung der Arbeiterkammer Wien einen Workshop gehalten.

Größtes Potenzial für klimafreundliche Beschäftigung in Wien bei jungen Personen ohne abgeschlossener Berufsausbildung und Arbeitssuchenden

Der Wiener Arbeitsmarkt unterscheidet sich strukturell von jenem vom Rest Österreichs. So ist der Industriesektor in Wien kleiner als in den anderen Bundesländern. Damit im Zusammenhang steht, dass in Ostösterreich deutlich weniger Personen in klimaschädlichen Jobs tätig sind: Der Anteil an diesen Jobs ist in Ostösterreich um 8 Prozentpunkte niedriger als im Westen Österreichs. Die Arbeitslosenquote Wiens ist jedoch die höchste im Bundesländervergleich.

Auch demographisch unterscheidet sich Wien von Österreich: Die Bevölkerung Wiens ist jünger als im Bundesschnitt und deutlich internationaler. Rund ein Drittel der Zuwanderung nach Österreich entfällt auf Wien und 50 % der Wiener*innen haben Migrationshintergrund, während dies in ganz Österreich nur auf 26 % der Bevölkerung zutrifft. Gleichzeitig ist Wien von einer polarisierten Bildungsstruktur geprägt: Es gibt mehr Hoch- aber auch mehr Niedrigqualifizierte als im Durchschnitt Österreichs.

Das größte Potenzial für das Beschäftigungswachstum in sogenannten „Green Jobs“ liegt in Wien demnach bei jungen Personen ohne abgeschlossener Berufsausbildung und Arbeitssuchenden. Dabei müssen die Bedürfnisse von Personen mit Migrationserfahrung berücksichtigt und Frauen ermutigt werden, in männlich geprägte technische Berufen einzusteigen. Das Potenzial, ausreichend Personen in klimafreundliche Beschäftigung zu bringen, ist auch in Zukunft gegeben, da die Anzahl der Erwerbspersonen in Wien laut aktueller Erwerbspersonenprognose der Statistik Austria bis 2040 um 8,5 % steigen wird, während diese in ganz Österreich stagniert.

Aus- und Weiterbildungsangebote der Stadt Wien für eine sozial-ökologische Transformation

Um das Fachkräfteangebot im Bereich der Ökologisierung zu erhöhen und Wiener*innen dabei zu unterstützen, ihre beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in diesem Feld besser wahrzunehmen, gibt es von den arbeitsmarktpolitischen Playern Wiens zahlreiche Initiativen. Beim Workshop wurde ein Auszug dieser Angebote für Arbeitssuchende, Beschäftige und Lehrbetriebe vorgestellt.

Für junge Wiener*innen mit Migrationshintergrund auf Arbeitssuche wurde 2023 das Projekt Öko-Booster initiiert. Kern dieser Kooperation der AK Wien mit dem AMS Wien und dem waff sind verkürzte Lehrausbildungen in den Berufen Elektrotechnik sowie Installations- und Gebäudetechnik (mehr Informationen dazu im Best-Practice-Beitrag Öko-Booster).

In einer weiteren Kooperation des AMS Wien, dem waff und Wiener Unternehmen werden im Rahmen von Jobs PLUS Ausbildung Personen ausgebildet und haben anschließend einen gesicherten Arbeitsplatz. Im Bereich der Ökologisierung werden Arbeitssuchende hier zum Beispiel im für die Energiewende essenziellen Beruf Installations- und Gebäudetechnik oder für technische Jobs bei den Wiener Linien ausgebildet.

Auch für Beschäftigte gibt es Angebote, um beruflich zur Erreichung der Klimaziele beitragen zu können. Mit dem Klima-Winner erhalten beschäftigte Wiener*innen eine nach Einkommen gestaffelte Förderung für klimarelevante Aus- und Weiterbildungen. Da Frauen in digitalen, nachhaltigen und technischen Studien unterrepräsentiert sind, fördert die Stadt Wien darüber hinaus das berufsbegleitende FH-Studium von Frauen in diesen Bereichen.

In Wien übersteigt die Anzahl der Lehrstellensuchenden die offenen Lehrstellen deutlich. Um Betriebe dabei zu unterstützen, mehr Lehrlinge im klimaschutzrelevanten Bereich auszubilden, gibt es seit 2023 die Klimaschutz-Lehrausbildungsprämie. Für Lehrlinge in Bereichen wie Bau & Sanierung, Heizung & Sanitär oder Mobilität & Logistik wird das Lehrlingsentgelt für ein Jahr gefördert (mehr Informationen zu diesem Angebot finden sich im Beitrag Neue Förderung für klimaschutzrelevante Lehrausbildungen).

Umweltstiftung ermöglicht nachhaltige und sinnstiftende Beschäftigung

Auf Bundesebene ist die Umweltstiftung eine der bedeutendsten Qualifizierungsangebote im Bereich der Ökologie. Diese wurde von der WKÖ und dem ÖGB gemeinsam mit dem AMS, dem Arbeitsministerium und dem Klimaschutzministerium initiiert; durchgeführt wird diese vom Stiftungsträger Aufleb GmbH. Als Implacementstiftung ist sie das Bindeglied zwischen arbeitssuchenden Personen mit Interesse an einer nachhaltigen Tätigkeit und Betrieben mit Bedarf an ökologischen Fachkräften. Bis 2025 sollen österreichweit 1.000 Teilnehmer*innen in Bereichen wie beispielsweise der erneuerbaren Energien, der Gebäudetechnik oder der klimafreundlichen Mobilität ausgebildet werden. Das Ziel für Wien liegt bei mindestens 300 Personen, welchen dadurch zu einer für die sozial-ökologische Wende wesentlichen Tätigkeit verholfen werden soll.

Dieser Beitrag basiert auf einem Workshop, den das Fachkräftezentrum zusammen mit der Aufleb GmbH im Rahmen einer Veranstaltung der Arbeiterkammer Wien gehalten hat.